Von dem sehr hübschen Cover und von den vielen hochgewerteten Rezensionen verleitet, habe ich das Buch nun bei kindle geladen und war gespannt auf die Geschichte. Leider konnte mich das gesamte Buch nicht fesseln, so dass ich bei 60 % endgültig abgebrochen habe. Übrigens das erste Mal, dass ich ein Buch tatsächlich nicht zu Ende lesen möchte.
Die Handlung:
Emily lebt bei ihren Großeltern, da sie viele schreckliche Dinge in der Kindheit erlebt und ihre Eltern verloren hat. Während eines Schulausfluges in ein Museum gerät Emily aus Versehen in einen Bannkreis, der einen Dämon in Menschengestalt nicht nur heraufbeschwört, sondern die beiden aneinander bindet. Nur ein magisches Ritual kann diesen Bann zerstören. Emily und ihr Dämon Ray erleben nun wochenlang den Schulalltag und warten darauf, dass sich plötzlich Emilys Magie entwickelt, oder Ray auf seinen Streifzügen in der Dämonenwelt die Bücher entdeckt, mit deren Hilfe sie den Bann lösen können.
Und dabei sind wir auch schon bei meiner Meinung: Denn mehr passiert in diesem Buch nicht.
Emily ist ein armes Kind, dass durch ihre schrecklichen Erlebnisse alles um sie herum abschottet und ihre Erinnerungen verbannt hat, die sie jedoch nachts in Form von Albträumen immer wieder heimsuchen.
Der plötzlich auftauchende Dämon ist natürlich fürchterlich schrecklich, aber davon merkt man gar nichts. Ray ist sogar die einzige Person in diesem Buch zu der ich irgendwie einen Bezug aufbauen konnte. Die kurzen Passagen aus seiner Sicht gefallen mir sogar sehr gut. Er ist irgendwie der einzige „normale“ in der Geschichte. Emily ist hysterisch und krampfhaft darauf erpicht, Ray nicht in ihr Leben zu lassen.
Über das ganze Buch hinweg aber gehen die beiden zur Schule und erleben den Schulalltag mit den mehr oder weniger interessanten Freunden Nell und Sven. Die gesamte „Action" findet im Verborgenen statt - immer dann, wenn Ray die Bücher suchen geht oder irgendwelche Dämonen suchen und bekämpfen muss. Da wäre ich gerne dabei gewesen! Das wäre doch aufregend gewesen! Aber was müssen wir Leser miterleben? Den furchtbar langweiligen und stupiden Schulalltag von Emily mit ihren ständigen Gedanken, dass Ray ja doch so ein schrecklicher Dämon wäre und sie ihn unbedingt los werden muss. Ihre dauernde Angst vor den ganz vielen fürchterlichen niederen Dämonen, die ihr nach dem Leben trachten - die gar nicht da sind.
Was mich aber besonders stört, ist die Lethargie, die sich durch das gesamte Buch zieht. Hätte ich einen Dämon heraufbeschworen, dann hätte ich Gott und die Welt in Bewegung gesetzt um mehr darüber herauszufinden. Ich hätte als erstes mal gegoogelt, mich in einer Bücherei gesetzt und nach Werken über Magie und Dämonen gesucht, jemanden gesucht, der mehr darüber wissen könnte - so wie man es doch von der Hauptperson in Urban-Fantasy Geschichten eigentlich kennt und erwartet. Was für ein Geschenk, dass Nells Eltern so viele Bücher über Magie besitzen, und was macht Emily? Nichts! Sie sitzt 60 % der Geschichte vor der Kerze und starrt diese an, um ihre Magie zu „erwecken". Was für ein Schwachsinn! Ständig wiederholt sie sich wie ein Mantra, dass sie die Magie in sich erwecken muss, dass sie unbedingt den Bann lösen muss, damit Ray endlich in seine Welt kann. Ständig wird um den heißen Brei geredet und immer das Selbe, aber nichts passiert.
Zu den Protagonisten konnte ich kaum eine Beziehung aufbauen. Besonders schlimm fand ich Nell, die sich wie ein vorpubertäres Kleinkind verhält und permanent Ray mit dämlichen Versuchen vom Bann lösen möchte. Die sich gar nicht wie eine beste Freundin verhält, sondern die arme Emily sogar immer wieder in peinliche Situationen reitet. Als Emily hätte ich sie längst in den Wind geschossen. Chris taucht auf, ist wieder weg, tauch auf, ist wieder weg und ist genauso blass und nichts sagend wie Sven.
Der Schreibstil ist auch eher gewöhnlich. Ich habe in letzter Zeit viele sehr nette und gut geschriebene Geschichten gelesen, mit Witz und Charme, da fällt dieses hier leider ziemlich ab. Er ist leicht lesbar, wenn man von den ständigen Wiederholungen absieht.
Bei jedem Kapitel habe ich gehofft, dass die Geschichte nun endlich ins Rollen kommt, aber leider wurde ich immer enttäuscht. Ich habe dann nun das Buch schlußendlich abgebrochen.