» TheUjulala bei instagram
» TheUjulala bei facebook
» TheUjulala bei lovelybooks
» TheUjulala bei pixabay
Jessica Winter gehört inzwischen zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen. Ihre Bücher sind immer sehr bewegend mit echten und authentischen Schicksalen. Da war es schnell klar, dass ich mein Glück auf Vorablesen.de versuchen wollte um Jessicas neuesten Titel schon vor der Veröffentlichung lesen zu können. Ich danke der Vorablesen-Losfee für die Möglichkeit und freue mich richtig über dieses Buch!
Bei dem Coverbild bin ich ein bisschen hin- und hergerissen. Ein umschlungenes Pärchen in zarten rosa bis himmelblauen Tönen gegen die Sonne fotografiert. So lieblich und versonnen… nein, dieses Cover kann nicht wirklich das zeigen was dieser Roman ist. Denn es ist keine “klassische” Liebesschmonzette mit weichgespülten Charakteren in sonnigem Setting. Es ist wesentlich mehr! Schön finde ich die Zeichnung des kleinen Papierbootes, welches sich auch im Buch als visuellen Absatztrenner wiederfindet.
Emerald West hat ihren jüngeren Geschwistern das Versprechen gegeben an ihrem 18. Geburtstag wieder zurück zu kommen, zu ihnen nach Hause. Doch irgendwo mitten im Niemandsland, auf irgendeiner Interstate zwischen Illinois und Iowa, bleibt Em mit ihrem alten Ford stecken. Sie versucht alles, um ihr Auto wieder fit zu bekommen. Doch ausgerechnet Gabriel Brooks, der einzige in dem Kaff Ceasar City, der einen Abschleppwagen und die dazugehörige Autowerkstatt besitzt, ist Em gegenüber total abweisend und schrecklich schroff. Zu allem Überfluss verhindert ein Unglück nach dem anderen Ems Weiterreise und Gabe und Em müssen sich immer weiter zusammenraufen.
Gabe steht mit einem Fuß immer noch im Knast, er ist nur auf Bewährung draußen. Und ausgerechnet jetzt kommt ihm Em über den Weg gelaufen. Ihm ist klar, dass er sich keinen Ausrutscher erlauben darf. Aber Em macht es ihm schwer, seine Mauern ihr gegenüber aufrecht zu erhalten.
Die 372 Seiten werden in 29 Kapitel eingeteilt. Jedes Kapitel wird mit der ausgeschriebenen Kapitelnummer eingeführt und den Namen, aus dessen Perspektive das Kapitel geschrieben ist. Außerdem sind die ersten Wörter mit Kapitälchen abgesetzt. Insgesamt ist die Gestaltung des eBooks einfach aber hübsch, vor allem mit dem kleinen Papierboot.
Wie viel lassen sich Kinder von ihren Eltern gefallen und wie viel Verantwortung darf auf den Schultern älterer Geschwister liegen? Hier zeigt Jessica Winter ganz gnadenlos den sozialen Mißstand in den weniger gut aufgestellten Gesellschaftsschichten, gerade in der USA. Das, was hier in Deutschland Usus ist, eine gesetzliche Krankenversicherung und Schulpflicht, das können sich viele Menschen in der USA nicht leisten. Da gibt es Bundesstaaten, in denen es gestattet ist, die Kinder zu Hause im Heimunterricht zu schulen. Aber wenn die Eltern selber am untersten sozialen Limit kratzen, wie soll das funktionieren? Welche Chance haben diese Kinder? Man ist abgestempelt. Genauso wie ein vermeintlicher Verbrecher, der zu unrecht verurteilt wurde. Auch wenn dann das Unrecht anerkannt wurde, bleibt man in der Gesellschaft mit einem Stempelaufdruck auf der Stirn zurück. Wie soll man in so einem Umfeld wieder Fuß fassen können?
Bei Jessica Winter gibt es keine seichte Lovestory, sondern immer Schicksale in ihrer ganzen Ehrlichkeit und Wucht. Das Schlimmste dabei ist, dass es diese Schicksale wirklich so gibt und die Gesellschaft davor die Augen verschließt.
Die nach außen quirlige Emerald ist schlagfertig, frech, und um keinen Spruch verlegen. Mit 14 von zu Hause ausgerissen versuchte sie in New York über die Runden zu kommen. Sie musste sich auf der Straße eine harte Schale aneignen um ihr Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. In vielen Situationen kann ich Em sehr gut nachfühlen, ich finde sie großartig. Ja, sie ist fast 18, aber hat schon sehr viel in Ihrem Leben erleben und ertragen müssen. Wenn ich bedenke, dass meine Tochter gerade 14 Jahre alt ist, bleibt mir ein fetter Kloß im Hals stecken. Das einzige was Em hat, und an dem sie sich fest hält, ist ihr Versprechen.
„Wenn sie lächelt oder lacht, ist es einfach, diese Traurigkeit und Schwere zu ignorieren, die in ihrem Gesicht liegt. Die sie hinter frechen Sprüchen und viel Make-up versteckt, die aber trotzdem immer wie eine Gewitterwolke über ihr hängt, auf den richtigen Moment wartet einzuschlagen”
Jessica Winter, „Wind in deinen Segeln“, Pos. 1205 (© Jessica Winter, kindle Edition 2019)
Was Gabe alles als junger Erwachsener - oder eigentlich fast noch ein Kind - im Knast erlebt haben muss, möchte man nicht wissen, aber man kann es sich denken. Auch wenn er doch auf Bewährung raus gekommen ist, die Narben am Körper und in der Seele verschwinden trotzdem nicht mehr. Er ist genauso verwundbar und misstrauisch wie Em, hat sich aber eine harte Mauer aufgebaut durch Ablehnung und Ignoranz. Und jeder Fehler wird ihm doppelt angekreidet. Manchmal wollte ich ihn schütteln, und dann blitzten so unglaublich liebevolle und herzerwärmende Momente auf.
Mir gefällt vor allem sehr gut, dass beide selbstreflektierend sind und sich über ihre Grenzen, Wünsche und Macken sehr wohl bewußt sind, und wir als Leser das Aufweichen der Mauern miterleben dürfen.
Jessica Winter hat geschickt die einzelnen Puzzleteile über das Buch verteilt. Man kann sich zwar schon einiges von der Vorgeschichte denken oder erahnen, aber dann plötzlich mit der Wahrheit konfrontiert zu werden hat mich sehr stark berührt. Die Handlung an sich ist erst mal nicht spektakulär. Em bleibt einige Zeit in Ceasar City und wir begleiten Em und Gabe, wie sie sich kennenlernen und beginnen Vertrauen zueinander zu empfinden. Das finde ich toll. Doch dann ab dem 2. Drittel wird es unglaublich ergreifend. Am Ende werden wir mit einem Cliffhanger zurückgelassen, der mich aufschluchzen lies! Um Himmels Willen, ich will unbedingt wissen, wie es weitergeht!
Die sozialen Mißstände sind gerade in der USA so deutlich, da hätte diese Geschichte hier in Deutschland nicht funktioniert. Jessica hält sich nicht groß mit Beschreibungen der Umgebung auf. Aber das ist hier auch nicht wichtig und würde diesen emotionalen Roman nur stören.
Zur Sprache kann ich nur sagen, genial! Keine Kapriolen oder aufwendigen Satzkonstruktionen, sondern zum Roman passend sprechen die Protagonisten wie sie denken, authentisch und ehrlich. Kurze Sätze, gern auch Zweiwortsätze oder auch nur ein Wort, unterstreichen die direkten Gedankengänge und die Selbstreflektionen. Die Autorin hat den Präsens als Erzählzeit gewählt, was ich für diese Geschichte richtig finde. Die Kapitel wechseln sich mehr oder weniger regelmäßig als Multiperspektive zwischen Em und Gabe ab. So erhält man immer direkt die Eindrücke der Szenerie aus der jeweiligen Person und kann sich in beide genauso gut hineinversetzen.
Selten hat mich mal wieder ein Buch so berührt und Rotz und Wasser heulen lassen. Was für ein Roman! Das hat nur Marah Woolf mit “Timing is everything” geschafft. Trotz anfänglich sanftem Handlungsaufbau kommt es zum Schluß mit geballter Kraft und Emotion. Keine weichgespülte Liebesschmonzette.
Auf der Suche nach mal einem anderen Genre, bin ich auf diesen Titel gestoßen. Früher habe ich gerne auch die heftigen - vor allem skandinavischen - Thriller gelesen. Nach einer langjährigen Pause wollte ich mich mal wieder in diesem Genre versuchen. Dies ist Claus Hammerings erste Veröffentlichung in Selbstpublikation. Erst sehr viel später habe ich nun erfahren, dass Laura Newman, eine von mir sehr geschätzte Dystopie-Autorin, hinter diesem Pseudonym steckt. Die Überraschung war natürlich riesig!
Auch für das Cover ist natürlich Laura Newman verantwortlich. Passend zu dem Genre ist es in schwarz gehalten. Der Buchtitel großformatig über einen Palmwedel verteilt. Über das gesamte Cover zieht ein einzelner Blutstropfen seine Spur. Das Bild spiegelt das Genre perfekt wieder, ohne zu viel zu verraten. Ich liebe simple aber aussagekräftige Cover. Laura Newman begeistert mich mit ihrem Grafikstil immer wieder.
Auf einer karibischen Insel wird ein Luxushotel eröffnet. Leider beginnt der Start nicht so, wie sich der Hotelmanager Ethan erhofft hat. Mitarbeiter kommen nicht und nur die Hälfte des Hotelkomplexes ist fertig gestellt. Den ersten Hotelgästen, die auf eine Sonderaktion hin sich angemeldet haben, muss Ethan ein perfekt funktionierendes Luxushotel vorgaukeln. Doch dann passiert plötzlich ein Mord, auf den Weitere folgen. Und die idyllische Insel entpuppt sich als Falle, ein Albtraum für alle Anwesenden. Denn der Täter muss unter ihnen weilen und Keinem kann mehr vertraut werden.
Das Buch mit seinen 398 Seiten wird in 33 Kapitel eingeteilt. Die Kapitelüberschriften enthalten lediglich die Kapitelnummer und den Perspektivennamen, was jedoch durch die unterschiedliche Farbgebung und der serifenlosen Font gekonnt grafisch vom Fließtext abgesetzt wird. Die Zwischenkapitel aus Sicht des Mörders enthalten lediglich ein paar Kleckse, wahrscheinlich Blutstropfen, als Einleitung. Insgesamt ist die Gestaltung des eBooks schlicht aber professionell.
Da ich schon länger keinen Thriller/Krimi mehr gelesen habe, kann ich kaum sagen, ob die Idee neu oder einzigartig ist. Es erinnert mich doch stark an einen Agatha Christie. Eine buntgemischte Menschengruppe aus allen sozialen Schichten, und hier auch aus unterschiedlichen ethnischen Herkünften, trifft aufeinander und ist mit einem Mord konfrontiert, und es bleibt nicht nur bei einem Opfer. Nun wird plötzlich jeder verdächtigt und keiner hat wirklich ein Alibi. Es fehlt eigentlich nur noch der über alles erhabene Detektiv (à la Hercule Poirot). Gefallen hat mir die Idee, wie bei allen Beteiligten von Mord zu Mord die Fassade zu bröckeln beginnt und ureigene Instinkte, Ängste und Vorurteile zu Tage kommen. In Fokus geratene Verdächtige müssen sich vehement gegen den Mop wehren.
Ich hatte ein wenig Probleme mit den Charakteren. Da das Buch insgesamt in 10 Perspektiven plus Mörder erzählt wird, konnte ich nicht wirklich eine Beziehung zu den einzelnen Personen aufbauen. Die Figuren bleiben daher leider oberflächlich und ich konnte teilweise nicht alle Emotionen nachempfinden. Trotzdem hat mich begeistert, wie unterschiedlich die einzelnen Charaktere gezeichnet wurden und für mich auch sehr plastisch beschrieben wurden. Dabei wurde sich zwar mit einigen Klischees bedient (der Ami, die Russin, die deutsche Familie), aber das half ganz gut, sich die einzelnen Personen passend vorstellen zu können.
Ich habe leider das Gefühl, dass sich der Autor mit den vielen Perspektiven keinen Gefallen getan hat. Im Grunde finde ich die Idee richtig gut, aber durch das Hüpfen verliert man oft auch das Zeitgefühl. Es ist auch nicht immer klar, wieviel Zeit zwischen dem Perspektivenwechsel vergangen ist. Vielleicht wäre das in ein paar wenigen Perspektiven besser für mich gewesen.
Die ersten Kapitel dienen der Einführung in die einzelnen Charakter und Umstände. Ab dem ersten Mord wird es dennoch immer spannender. Ab der Hälfte hat man ständig gerätselt, wer denn nun der Täter sein könnte, und ich hatte alle reihum schon in Verdacht. Den einen mehr oder weniger. Ein bisschen hat mir aber dann doch die große Wendung, der überraschende Moment, der alle meiner Verdächtigungen Lügen straft, gefehlt. Das finde ich ein bisschen Schade. Denn ab gut ⅔ des Buches hatte ich den Täter schon stark im Verdacht und war dann auch nicht besonders von den Socken, als die Auflösung kam.
Eine idyllische Insel in der Karibik lädt natürlich zum Träumen ein und bildet das perfekte Setting für einen solchen Schauplatz. Denn sobald man von der Außenwelt abgeschnitten ist, ist von dort kein Entrinnen mehr möglich. Einen kleinen Logikfehler gibt es leider, den ich dem Autor bereits mitgeteilt habe. Sie hatte mir dann auch geantwortet, dass sie tatsächlich vergessen hat, die Erklärung dafür einzubauen. Vielleicht wird sie das noch tun. Die Kartenschlüsselanlage an den Hotelzimmertüren funktioniert nämlich auch bei Stromausfall, da diese Vorrichtungen auch mit Not-Batterien betrieben werden.
Sprachlich bin ich extrem begeistert. Claus Hammering alias Laura Newman hat einen extrem flotten und flüssigen Sprachstil, mit tollen, anschaulichen Metaphern, den ich auch bereits aus ihren anderen Titeln kenne.
“Sie will nicht mehr sehen, wie Bianca Paumann schmerzlich langsam begreift, dass ihr Mann tot ist. Wie zäh fließender Sirup zeichnet sich die Erkenntnis immer deutlicher auf dem Gesicht der Frau ab.”
Claus Hammering, Blutparadies, Position 3289 (Kindle Edition, © 2018 Claus Hammering, Selbstpublikation)
Alle Kapitel werden in der personalen Perspektive erzählt, passend zu dem Genre im Präsens. Lediglich die kurzen Einschübe des Mörders sind in der Ich-Perspektive.
Insgesamt ein gutes Buch und durchaus spannend. Mir hat jedoch der richtige spannende Moment und der Nervenkitzel gefehlt. Trotzdem habe ich es sehr gerne gelesen.
Die Engelssage war von Marah Woolf schon lange angekündigt, und ich war total von den Socken, als sie uns Testmädels gefragt hat, ob wir dieses Buch testlesen wollen. Was soll ich sagen, ja klar! Und obwohl die angebliche “Rohfassung” uns schon ganz schön mitgerissen hat, konnten wir nur noch auf „hohem Niveau meckern“.
Da ist es wieder, das “Gesicht auf dem Cover”. Wer mich kennt, weiß, dass ich da immer etwas skeptisch bin. Doch hier wird das Antlitz durch den überlagernden Hintergrund stilisiert, dass es fast wie aus Marmor gehauen wirkt. Der schillernde aufgeschlagene Flügel im Vordergrund wird mit floralen Ornamenten kombiniert. Besonders gut gefällt mir die simple Sansserife als Gegensatz zu den Schnörkeln. Hier hat Caroline Liepins wieder aus einfachen Mitteln ein wunderbar harmonisches Werk in Grauweiß und Altrosa geschaffen, welches mir gerade wegen der Einfachheit extrem gut gefällt.
Die Engel sind auf die Erde zurückgekehrt, aber nichts ist so, wie sich die Menschheit erhofft hat. Und das Venedig, in dem Moon mit ihren Geschwistern lebt, ist nicht mehr das, was es mal war. Die Engel sind grausam und bekämpfen die Menschheit, weil sie in ihren Augen ein Schöpfungsfehler sind. Um für die Flucht ihrer Geschwister Geld zu verdienen, kämpft Moon in der Arena. Doch dann stolpert sie über einen verletzten Engel. Obwohl sie die Engel für ihre Taten hasst, kann sie Cassiel nicht sterben lassen und geht damit ein großes Risiko ein. Denn auf keinen Fall will Moon auffallen und in den Fokus der Engel geraten. Doch Lucifer, der Fürst der Hölle, läuft ihr immer öfter über den Weg.
In 16 Kapiteln teilt Marah Woolf die gut 356 Seiten in angenehme Längen ein. Jedes Kapitel wird mit einer filigranen, ornamentalen Zeichnung eingeführt. Schön finde ich auch, dass Marah Woolf einen umfangreichen und sehr informativen Anhang hinzugefügt hat. Neben einem Figurenverzeichnis gibt es einen Überblick über die 7 Engelshimmel und eine Auflistung der himmlischen Engelsordnung. Am Schluß zeigt Marah noch eine kleine Liste der 19 Schlüssel. Ich hätte mir zur besseren Übersicht noch eine kleine Karte von Venedig, vor allem vom Marcusplatz gewünscht.
Wer hätte gedacht, dass die Engel gar nicht “die Guten” sind, wie die Menschheit sich die göttliche Schöpfung vorgestellt hat. Sie sind blutrünstig und vergnügen sich mit ihnen wie die alten Römer bei Brot und Spiele. Denn die Engel haben noch mehr vor. Sie gönnen der Menschheit nicht die Existenz und möchten als alleinige Schöpfung ins Paradies einziehen. Mir gefällt die Idee der Engelsmythologie als Basis der Geschichte extrem gut, da sie mal was anderes ist. Die Engel sind hier nicht die sympathischen, übernatürlichen Geschöpfe, sondern Bestien. Oder doch nicht? Vielleicht sind nicht alle so, oder verfolgen nicht alle das gleiche Ziel? Typisch für Romantasy ist die toughe junge Frau, die sich für das Wohl ihrer Familie aufopfert, die ihre Gefühle ausschaltet um gegen das Böse eine Chance zu haben. Und doch passiert das Unvorhergesehene und das Mädchen entwickelt Gefühle und Bedürfnisse, die es lange unterdrückt hat. Ja, dieses Schema ist nicht ganz unbekannt. Aber Marah schafft es diesen dystopisch-altertümlichen Zustand des eigentlich romantischen Venedigs und durch die unterschiedlichen und plastisch beschriebenen Charaktere ein einzigartiges Kleid zu verpassen.
Besonders hervorzuheben dabei ist aber auch der ethische und moralische Gedanke, der hier stark präsent ist. Kein Geschlecht der Welt hat das Recht über andere zu urteilen und zu richten. Und trotzdem gibt es Menschen, die sich aus der Unterdrückung ihrer eigenen Sippe einen Vorteil gegenüber Ihresgleichen rausholen. Oder aus Rache die Unterdrücker mit gleichen Mitteln bekämpfen und dabei das Leben Unschuldiger in Kauf nehmen. Marah Woolf schafft es immer wieder hoch brisante, gesellschaftskritische Aspekte in ihre Werke einzubauen, die einen auch zum Nachdenken bringen.
“Ich ekle mich vor meinesgleichen. Läge ich tot hier unten, würde mir niemand von ihnen eine Träne nachweinen. Manchmal frage ich mich, wer die eigentlichen Monster sind.”
Marah Woolf “Rückkehr der Engel (Angelussaga 1), Pos. 815 (kindle Edition, © Marah Woolf in Selbstpublikation)
Moon musste schon früh die Mutterrolle übernehmen, die Verantwortung über ihre stumme Zwillingsschwester Star und dem vorpubertären kleinen Bruder Tizian. Sie ist voller Sorge und wünscht sich Nichts sehnlicher, ihre Familie in Sicherheit zu bringen. Sie entscheidet zwar viel aus dem Bauch heraus, wirkt aber dennoch reflektiert. Trotzdem kann sie auch ganz schön aufmüpfig sein, vor allem gegenüber Lucifer und seinen ständigen Bevormundungen. Und das gefällt mir besonders gut an ihr, obwohl sie sich damit selber immer wieder in brenzlige Situationen bringt.
Cassiel ist sehr sympathisch und interessiert an Moons Welt, und scheint wohl nicht so das Monster wie die anderen Engel zu sein. Trotzdem ist er mir nicht ganz so greifbar. Ich fand ihn wirklich nett, wobei mir tatsächlich das i-Tüpfelchen gefehlt hat. Es hat leider nicht ganz so gekribbelt, wie ich es mir gewünscht hätte. Aber er bringt Moon dazu, sich ihrer eigenen Gefühle mal bewusst zu werden.
Dafür hat Lucifer meine ganzen Sicherungen rausknallen lassen. Oh mein Go… äh - Teufel noch mal! Der Herrscher der Unterwelt, das personifizierte Böse, legt ständig ein ambivalentes Verhalten an den Tag, das einen schier verzweifeln lässt. Was zum Teufel will er eigentlich? Was will er von Moon? Ständig taucht er plötzlich auf, rettet ihr Leben. Könnte ich mir wünschen, wer der Loveinterest sein soll, ich hätte meine Wahl schon getroffen. Also bei mir Knistert es da aber gewaltig.
Gleich zu Beginn kämpfen wir mit Moon gegen Semjasa, einen von Lucifers engsten Vertrauten. Darauf baut Marah den Spannungsbogen immer weiter auf. Dieses Buch ist nicht darauf ausgerichtet krasse Kampfszenen zu erzählen, sondern den Leser in die Geschichte einzuführen. Und trotzdem wird es immer wieder spannend. Die Autorin hat es geschafft, dass die Engel und Moon einen in den Bann ziehen. Das Ende dieses Buches lässt einen nach einem unvorhergesehenen Plottwist auch mit einem fiesen Cliffhanger zurück. Und ein paar Fragen sind noch offen geblieben - auf deren Antwort ich unbedingt brenne.
Venedig, einer meiner Lieblingsstädte voller Mythen und Zauber. Die Kanäle, Brücken, das stinkige Wasser, zerfallene Häuser und abgeblätterte Fassaden, faulige Holzstempen, die Stufen, die einfach ins Wasser führen! Marah hat dieses auch heute schon verfallene Venedig so wunderbar authentisch gezeichnet und es passt einfach perfekt zu dieser dystopisch-mystischen Stimmung. Venedig war mir gleich wieder so präsent - absolut perfekt.
Es ist immer so erfrischend Marahs Sprache zu lesen. Sie weiß einfach die Geschichte rasant und direkt zu erzählen, ohne überlange Umschreibungen oder Ausschweifungen. Ich liebe einfach ihren Schreibstil, die Spritzigkeit und Leichtigkeit mit einem Augenzwinkern. Auch wenn die Ich-Perspektive typisch für das Genre ist, passt die Wahl des Präsens sehr gut zu dieser aufregenden Geschichte.
Fesselnde Geschichte in einem dystopischen Venedig. Perfektes Einführungsband in eine neue Saga mit mysteriösen Engeln und einer sehr sympathischen und toughen Protagonistin. Ich will sofort weiterlesen!
Erfreulicherweise habe ich dieses Buch über Vorablesen.de als Rezensionsexemplar erhalten. Von Jessica Winter kenne ich bereits die ersten beiden “Julia & Jeremy” Bücher und “Wenn Du mich sehen könntest”. Ich bin von ihrem Sprachstil absolut begeistert, mit dem sie sehr tiefgründige Schicksale in Liebesgeschichten verpackt erzählt. Deswegen habe ich mich sehr über diese Möglichkeit gefreut.
Auf dem Cover sieht man ein sich umarmendes, glückliches Pärchen in der oberen Hälfte, darunter eine Küste mit rauschenden Meereswellen. In der Mitte ist der Autorenname und der Buchtitel platziert. Leider gefällt mir das Cover durch die etwas unglückliche Aufteilung und Umsetzung nicht so gut. Aber es passt zu den anderen Julia & Jeremy Büchern.
Die Vollwaise Grace ist vom Leben gezeichnet. Nach einer Odysee durch Heime und Pflegefamilien mit erschütternden Erlebnissen, möchte sie endlich selbständig in ihrer kleinen Wohnung leben. Doch die Dämonen und Schatten ihrer Vergangenheit suchen sie nicht nur nachts auf. Und nicht nur das, auch ein Stalker stellt ihr nach und setzt sie massiv durch Psychospielchen unter Druck.
Eric kehrt von seinen 4 Jahren Dienst in der Army zurück und möchte eigentlich nur das Studieren anfangen. Aber auch er hat sein Päckchen zu tragen, und als hätte er nicht schon genug Probleme, kommt Grace in sein Leben, die im Moment nur Schwierigkeiten hat. Doch der Beschützerinstinkt lässt bei Eric nicht lange warten und er beginnt tiefer in Graces Leben einzutauchen.
Die Gestaltung des eBooks ist eher simpel. Die Kapitelnummer wird in Kapitälchen ausgeschrieben und darunter der Name, in dessen Perspektive das Kapitel geschrieben ist. Mehr gibt es nicht. Da das Thema aber hochemotional und sehr tiefgreifend ist, wäre hier eine verspielte Aufmachung auch eher deplatziert gewesen. Trotzdem hätte hier man mit verschiedenen Schriftarten oder anderen stilistischen Mitteln die Kapitelanfänge optisch ansprechender machen können.
Vor allem Vertrauen ist ein Gut, welches man sich erst erarbeiten und unter Beweis stellen muss. Grace hat das Vertrauen in ihre Mitmenschen verloren. Eric ist jemand, wenn man sein Vertrauen gewonnen hat, er bedingungslos zu einem steht - außer man mißbraucht sein Vertrauen. Eine wunderbare und tiefgreifende Liebesgeschichte zwischen 2 Menschen, die unterschiedliche dramatische Situationen durchleben mussten, die ihre ganz persönlichen Dämonen bekämpfen, aber langsam ihr Vertrauen zueinander aufbauen. Und beide lernen, dass nicht Rache oder Vergebung einen die Dämonen bekämpfen lassen, sondern man seinen Dämonen ins Gesicht sehen muss um erhobenen Hauptes einen Schlussstrich ziehen zu können.
Grace kämpft mit der Ambivalenz ihrer Gefühle. Sie weiß, dass sie keine Schuld am Unfall trägt. Doch es ist jedesmal eine Gratwanderung zwischen dem, was ihr Verstand sagt, aber ihr Körper fühlt und reagiert. Durch ihren Beschluß zu schweigen und zu hoffen, dass es irgendwann mal aufhört, schlitterte sie unbemerkt immer mehr in Psychosen. Grace schließt ihre Gefühle ein und hat kein Vertrauen mehr in die Polizei und ihre Umwelt. Keinem kann sie erzählen, was wirklich passiert ist, denn aus der Vergangenheit musste sie lernen, dass sie nicht ernst genommen wird.
Eric möchte immer die Kontrolle über sein Leben und seine Familie haben, auch wenn einiges schief läuft. Aber bei Grace ist er verzweifelt, denn zum ersten Mal hat er keine Kontrolle und muss sich an Graces Tempo anpassen.
“Du behältst eben gern Dinge unter Kontrolle, verfolgst klare Linien. Und das ist okay. Ich bin da halt anders und bekomme Lust, einen Haufen Büroklammern vor dir zu verstreuen, um etwas Chaos in dein Leben zu bringen”
Jessica Winter “Mitten im Sturm”, S. 37 (eBook Edition, 2018 Jessica Winter)
Die Entwicklung der beiden ist so toll, so sanft und so tiefgreifend! Trotz einiger kleiner Rückschläge, beginnt Grace mehr Vertrauen zu Eric zu entwickeln und er muss lernen nicht über seine Kontrollwut übergriffig zu werden, dabei will er sie eigentlich nur beschützen.
Es sind so viele und geballte emotionale Momente, die mir extrem unter die Haut gegangen sind und mir oft einfach die Tränen über die Wangen liefen.
Die Handlung entwickelt sich sanft über das Buch hinweg. Dabei helfen die abwechselnden Perspektiven das Geschehen aus beiden Blickwinkeln zu betrachten. Der Spannungsbogen beruht nicht darauf besonders aufregend zu sein, sondern indem man sich in diese tiefe emotionale Geschichte einlässt und mitreißen lässt. Die Autorin hat hier sehr gekonnt die Informationen über das Buch verteilt, so dass man, wie die Protagonisten selber, das Schicksal der Protagonisten erst Stück für Stück begreift. Grandios!
Dieses Buch lebt vom inneren Setting, der Gefühle und Schicksale der Protagonisten. Jessica Winter hat für mich die Ambivalenz der Gefühle, die Zwiespältigkeit und Zerrissenheit der beiden Personen perfekt wiedergegeben.
“Weil es Zeiten in meinem Leben gab, in denen ich mir gewünscht hätte, dass jemand genauer nachgefragt hätte.”
Ihre Worte hängen in der Luft, aber die Message dahinter fällt so laut zu Boden wie Blei.
Jessica Winter “Mitten im Sturm”, S. 63 (eBook Edition, 2018 Jessica Winter)
Sprachlich ist es atemberaubend und ergreifend. Jessica Winter hat einen unglaublich tollen Sprachstil, mit vielen wunderschönen aber treffenden Beschreibungen. Sie versteht es Gefühle direkt auf den Punkt zu bringen, auch mit Charme und Witz. Ich liebe die abwechselnde Perspektive als Ich-Erzähler, passend dazu auch im Präsens. Das Thema Missbrauch wird hier sehr sensibel aufgegriffen, und sehr respektvoll verarbeitet.
Sehr ergreifende und emotionale Liebes- und Lebensgeschichte. Sie hat mich mehrfach mitgenommen und oft zu Tränen gerührt. Aber das Ende hat mich nun doch glücklich zurückgelassen. Es ist ein toller Abschluss der Julia & Jeremy Reihe, obwohl ich den 3. Band noch gar nicht kenne. Für mich ein absolutes Lese-Highlight 2018!
Dieses Buch habe ich mit meinen Wunschpunkten auf Vorablesen.de eingelöst. Da ich vor allem ein großer Fan der Autorinnen bin - schon die meisten Bücher von ihnen gelesen und einige sogar testgelesen habe - war ich auf ihre erste Verlagsveröffentlichung als Rose Snow mächtig gespannt. Wer Ulli und Carmens Bücher aus dem Romantasy-Genre schon kennt, weiß auch, worauf er sich einlässt und was er zu erwarten hat. Aber ob das auch für dieses Buch gilt, wird sich in meiner Rezension zeigen. Denn ehrlicherweise hat mich dieses Buch regelrecht ratlos hinterlassen. Liegt es an der fehlenden Testleser-Gruppe, die ein Verlagslektor nicht ersetzen kann? Oder liegt es an mir? Entwachse ich langsam diesem Teeny-Romantasy? Aber wie kann das sein? Denn eigentlich waren Rose Snows Romantasy Bücher auch für mich und Damen meines Alters immer eine willkommene und spannende Ablenkung.
Coverbild
Schön ist die Kombination des hübschen Frauengesichts mit der typischen Landschaft von Cornwall und den Splittern, die durch einen ornamentalen Kreis fliegen. In der Mitte ist der Titel und Untertitel passend gesetzt. Insgesamt harmonisieren die Elemente des Covers sehr gut miteinander. Auf jeden Fall hätte es mich im Buchhandel angezogen und mir schon die Richtung des Genres vermittelt.
Handlung
Das letzte Schuljahr möchte die deutsche Schülerin June bei ihrem Onkel in Cornwall verbringen, um sich optimal auf Oxford vorbereiten zu können. Doch sie verbringt nicht wie erwartet ihre Zeit in einem romantischen Cottage mit ihrem Onkel alleine, sondern residiert in einem märchenhaften Prunkschloss. Dabei bereichern die eigentlich auf Weltreise geglaubten Cousins mit ihrem unwiderstehlichen Aussehen und arroganten Verhalten Junes Aufenthalt. Nicht nur das, auch merkwürdige Dinge gehen im Ansitz der Winterlys vor sich. Die Mitmenschen verhalten sich in Gegenwart der Cousins plötzlich komisch, und auch June muss sich auf einmal mit einer Gabe zurecht finden, die sich nach einem Besuch eines Steinkreises bei ihr gezeigt hat.
Buchlayout / Haptik
Insgesamt ist die Hardcover-Ausgabe sehr schön gestaltet. Auf dem Schutzumschlag sind der Titel und Untertitel im Blindprägedruck und Glanzlack hervorgehoben. Im Innenteil werden die 27 Kapitel jedoch lediglich mit der Nummer und dem Wort Kapitel eingeführt. Ich hätte mir eingangs eine Karte von Cornwall gewünscht, damit man versteht, wo sich die einzelnen Häuser und Dörfer befinden.
Idee / Plot
Wer Rose Snow kennt, wird von dem Plot nicht überrascht sein: Gut & Böse, Schwarz & Weiß oder besser gesagt Grün & Blau. Ein Mädchen entdeckt plötzlich eine Gabe an sich und gehört einem Geschlecht an, das seit Jahrhunderten in alter Tradition gegen ein feindliches Geschlecht ankämpft. Denn es gibt immer nur zwei, also Gut & Böse. Und nur das Mädchen ist in der Lage zwischen diesen beiden Sippen zu vermitteln oder einen alten Fluch zu brechen. Und selbstverständlich ist der heißeste Boy aus der Gegenpartei der Loveinterest und beide müssen sich auf ein gefährliches Spiel einlassen. So weit so gut. Wer die bisherigen Bücher von Rose Snow gerne gelesen hat, weiß, dass er sowas erwarten muss und sollte es auch mögen. Und bisher haben die beiden Autorinnen es immer geschafft, dieses Schema trotzdem noch mit fantasievollen unterschiedlichen Ideen auszuarbeiten. Dafür kenne ich sie und dafür liebe ich sie.
Aber um Himmelswillen, was ist hier passiert? Es lässt mich einfach ratlos zurück. Ich bin verwirrt und überrascht - nicht im positiven Sinne. Denn hier wird plötzlich das uralte und dermaßen abgeklatsche Cinderella-Schema verwendet, so dass ich wirklich am Zweifeln bin, ob das so von Rose Snow gewollt war, oder es Vorgaben gab. Das Mädchen aus einfachen Verhältnissen, wird plötzlich quasi wie zu einer Prinzessin gekrönt und ausstaffiert. Ihr zu Ehren wird gleich eine Willkommensparty à la Hochzeit von Prinz Harry und Herzogin Megan abgehalten. Ein ganzes Kapitel (!) wird sich intensiv dem Styling gewidmet - und ganz klar - durch eine französische Friseurin, Schneiderin und Visagistin in einer Person. Das kennen wir leider schon aus den Edelsteinen, aus der Pan-Trilogie und diversen anderen good-girl Romances. Ich mag diese elendigen Ausstaffierungen und Kostümshows nicht mehr lesen. Es interessiert mich auch nicht wirklich immer, was der Loveinterest oder die Prota gerade tragen. Es mag Momente geben, wo das passend ist, aber hier wurde leider übertrieben.
Handlungsaufbau / Spannungsbogen
Mehr, als dass sich Junes Gabe entwickelt und sie auch hinter das Geheimnis und den Gaben der beiden Cousins kommt, passiert hier leider nicht - vor allem nichts wirklich Entscheidendes. So kenne ich die Bücher von Rose Snow normalerweise aber nicht. Gerade weil sie immer unheimlich flott durch die Handlung galoppieren können und mit ihrem ausgefeilten Sprachstil die Spannung vorantreiben, haben sie mich von Anfang an begeistert und mit sehr vielen Geschichten schon in ihren Bann gezogen. Hier gibt es keinen richtigen Spannungsbogen, kein Showdown, NICHT EINMAL einen Cliffhanger, für den Rose Snow eigentlich berühmt sind! Spannungsmomente werden nicht ausgebaut und verpuffen 3-4 Seiten weiter wieder in sich zusammen.
Dabei sind mir auch noch ein paar Logikfehler aufgefallen (Anziehsachen nach dem Kentern), und auch offene Fragen plötzlich im Nichts verschwunden (grüner Umhang im Geheimgang).
Sprache / Schreibstil
Und dann kommen auch noch die ständigen Wiederholungen dazu. Im gesamten Buch habe ich gefühlt auf jeder 3. Seite von den strahlend blauen Augen, der stählerne Männerbrust und dem betörenden Duft gelesen. Wir haben ja schon bei "Das Reich der Sieben Höfe“ gelernt, dass mantraartige Wiederholungen eher kontraproduktiv sind. Und mich hat es letztendlich nur noch genervt. Die vielen Wiederholungen von Junes Gabe waren dabei für mich noch am wenigsten schlimm sondern immer schön beschrieben.
Dadurch leidet der ansonsten wirklich hervorragend frische Sprachstil der beiden Autorinnen und das ganze Buch wirkt künstlich in die Länge gezogen.
Emotionen / Protagonisten
Blake manifestiert sich für mich nur als ein pheromongeschwängerter Brustmuskel mit stechend blauen Augen. Da ist sonst nichts, was ich über ihn sagen kann. Kein Muttermal auf der Wange, keine Narbe am Ohrläppchen oder sonstiges. Schnell wird dem Leser klar, dass er trotz seiner schroffen Art an June sehr interessiert ist, aber ein mächtiges Kommunikationsproblem hat. Nein, sowas muss mit offensichtlich düsterem und aufoktruierendem Machogehabe überspielt werden.
Preston ist Blakes Abziehbild, aber zudem auch noch hinterhältig und ambivalenter als sein Zwillingsbruder.
Mir kommt es eher so vor, als hätte jemand im Verlag die kühne Behauptung „Sex sells“ in den Raum geschmissen, und dafür musste dann eine extra Portion stereotypischer Kitsch eingebaut werden. Und ich glaube, dass hier tatsächliche die Instanz der Testleser gefehlt hat, die hier Rose Snow ordentlich auf die Finger geklopft hätte.
Anfangs hilt ich June noch für schlagfertig und resolut. Aber kaum brennt sich mal wieder eine Brust mit dem Duft in ihr Gehirn, knallen alle Sicherungen bei ihr durch. Sie ist das good-girl in Person, ohne Ecken und Kanten, die mit ihrer Magie zurechtkommen muss. Selbstverständlich hat sie wegen ihrer Gabe ein schlechtes Gewissen, wenn sie diese bewusst einsetzt. Dabei fehlt mir hier die wirkliche Reflektion über die möglichen Konsequenzen einer solchen Gabe. Welche Macht könnte Sie dadurch erlangen? Und inwieweit darf sie sich diese Gabe zu Nutze machen? Wo liegt ihre Verantwortung? Und weil wir von Klischees noch nicht genug haben: klar will June Menschenrechtsanwältin werden.
Szenerie / Setting
Positiv waren die Beschreibungen der Umgebung. Hier habe ich Rose Snow sofort wieder erkannt und bin immer begeistert, wie sie mit einfachen und schönen Umschreibungen einem die Szene bildlich vor Augen führen können. Und Cornwall bietet schon von Grund auf eine wahnsinnig tolle und zur Fantasie anregende Landschaft.
FAZIT
Was in Teufels Namen ist hier los? So kenne ich Rose Snow nicht und ich muss ehrlich sagen, dass ich echt enttäuscht bin. Ich habe schon einige Bücher der Beiden testlesen dürfen, und Ulli und Carmen wissen, dass ich mich nie mit meiner Kritik zurück gehalten habe. Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich diese Rezension so veröffentlichen soll. Aber ich bin der Meinung, dass die Leser wissen sollen, dass ich Rose Snow eigentlich anders kenne und sehr mag - dieses Buch mich aber durch stereotypische Charaktere und das kitschige Cinderella-Schema enttäuscht hat. Die mantraartigen Wiederholungen ziehen die Szenen in die Länge und der Spannungsbogen bleibt flach.
Auch dieses Band habe ich ebenfalls freundlicherweise vom digi:tales Arena Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen. Das erste Band hat mich sehr begeistert und ich habe mich sehr über die Fortsetzung der Calypso-Saga gefreut.
Coverbild
Wie im ersten Band ist auch dieses Cover ganz in blau und weiß gehalten. Hier sieht man in der oberen Hälfte eine Felsenklippe unter einem Sternenhimmel. Unterhalb des Buchtitels sieht man eine junge Frau in weißen Flattergewandt schwimmend. Auch hier passt das Cover zum Titel und gefällt mir sehr gut.
Handlung
Nach dem Untergang von Calypso versuchen die Menschen auf dem wiedergewonnen Land sich neu anzusiedeln. Doch durch die unberechenbaren Unwetter gestaltet es sich schwierig. Trotz dem Noemi und ihr Bruder als Mischwesen immer wieder von den Menschen argwöhnisch behandelt werden, beschließt Noemi bei ihrer Menschenfamilie zu bleiben. Noemi entwickelt nicht nur merkwürdige Fähigkeiten die sie weiter vor den Menschen geheim halten muss, sondern auch die Liebe zu Jonaz scheint zu bröckelt. In ihrer Einsamkeit findet sie unerwartet Hilfe von neuen Verbündeten.
Buchlayout / eBook
Auch hier ist das eBook leider etwas schlicht gehalten und hätte gerne etwas mehr ausgeschmückt sein können. Die 12 Kapitel teilen die 226 Seiten in angenehmen Längen ein.
Idee / Plot
Als logische Konsequenz von Calypsos Untergang ist der Aufbau der Siedlung und Neuanfang an Land. Es gefällt mir, dass die Geschichte hier anknüpft, sich aber nicht so weiterentwickelt, wie man es vielleicht erwartet hätte. Denn der Neuanfang ist nicht wirklich idyllisch. Den Neusiedlern stellen sich mehrere Herausforderungen entgegen. Noemi merkt, dass mit ihr etwas nicht stimmt, dass sie anders ist. Ashek, ihr Bruder, und sie verbindet zum einen das Gedankenlesen und zum anderen entwickelt Noemi neue Fähigkeiten, die sie sehr beängstigen und sie sich in keiner Welt mehr wirklich aufgehoben fühlt.
Wie schon im ersten Band sind auch hier gesellschaftskritische Themen stark im Vordergrund: Flucht und Vertreibung, aber auch Angst vor andersartigen Mitmenschen. Machtgierige Intreganten untergraben den Neuanfang und die ständige Präsens der verfeindeten Ondine belastet die Neusiedler enorm.
Emotionen / Protagonisten
Diesmal habe ich größere Schwierigkeiten mich in Noemi einzufühlen. Das mag auch daran liegen, dass sich die Geschichte sich eher flacher entwickelt und ich nicht so ganz verstehen kann, wie auf einmal Noemi plötzlich so viele Fähigkeiten entwickelt. Das ist mir dann tatsächlich auch zu viel und wirkt für mich etwas überzogen. Auch in ihrer Beziehung zu Jonaz ist sie eher abweisend und kann ich nicht ganz nachvollziehen. Es bleibt eher oberflächlich. Mehr im Vordergrund steht hier Noemis verzweifelte Suche nach der richtigen Welt für sie, nach ihrer wahren Bestimmung.
"Ich bin eben doch nicht wie die anderen Khimaara. Ich bin anders. Und wenn das Schattenkind wirklich mit all dem zu tun hat, bin ich vielleicht sogar eine Gefahr für sie."
Fabiola Nonn „Calypso - Unter den Sternen (Band 2)“, Pos. 2740 (eBook © 2017 digi:tales Arena Verlag)
Jonaz ist stark im Hintergrund geblieben und für mein Empfingen viel zu blaß. Das Beziehungsdrama nimmt mich nicht so mit, wie ich es gerne gehabt hätte. Auch die Beziehungen zu ihren alten Freunden aus dem ersten Band sind viel zu schwach dargestellt und lässt mich etwas enttäuscht zurück. Dafür findet Noemi Anschluss an neue Verbündete. Die ich aber jedoch völlig überzogen finde und das Buch irgendwie in eine ganz andere Richtung lenkt. Der schöne Auftakt vom ersten Band wird hier einfach überrollt mit überdimensionaler Fantasy und zu schwachen Emotionen.
Handlungsaufbau / Spannungsbogen
Leider spiegeln sich die flachen Emotionen der Protagonisten auch im eher unspektakulären Spannungsbogen wider. Anfangs gibt es eine sehr aufregende Szene, in der Noemi die Erste von ihren vielen neuen Fähigkeiten (Omen) entdeckt. Toll beschrieben und wirklich für mich aufregend und spürbar. Doch dann plätschert leider die Handlung so vor sich hin und kann nicht mehr so an Spannung gewinnen, wie ich es eigentlich erwartet hätte. Am Ende bleiben doch wieder sehr viele Fragen offen und lässt mich irgendwie unbefriedigt zurück. Das Beziehungsdrama wird nur am Rande angerissen und weder Jonaz noch Nicon sind für mich wirklich greifbar.
Szenerie / Setting
Die Umgebung beschreibt die Autorin sehr eindrucksvoll und bildhaft. Ich kann mir die bedrückende Stimmung unter den Neusiedlern sehr gut vorstellen, die Gewalt der Natur ist spürbar und die Umgebung ist für mich sehr anschaulich dargestellt. Diesmal bleiben wir aber über Wasser, die Unterwasserwelt wird nur in einem sehr kurzen Moment erwähnt.
Sprache / Schreibstil
Trotzdem muss ich hier die Sprache hervorheben. Sie ist wie auch schon im ersten Band, schön abwechslungsreich und ausgefeilt. Die Ich-Perspektive im Präsens ist für mich hier ganz passend und Fabiola Nonn hat einen großartigen Erzählstil. Ohne große Kapriolen aber trotzdem ausschmückend und bildhaft.
FAZIT
Sprachlich wie erwartet top aber leider von der Handlung nicht so sehr überzeugt. Die Fortsetzung ist nicht so spannend, wie ich sie mir gewünscht habe, die Fantasy ist mir hier zu übermächtig.
Ich möchte Netgalley.de und dem Thienemann Verlag recht herzlich dafür danken, dass ich dieses Buch als Rezensionsexemplar erhalten habe und lesen durfte. Ich muss aber mit Bedauern feststellen, dass ich mit diesem Titel überhaupt nicht zurecht gekommen bin und ich schließlich bei 60 % abgebrochen habe. Deswegen ist dies hier keine Rezension über das vollständige Buch, sondern ich kann nur das bewerten, was ich bis hierhin gelesen habe und meine Beweggründe für den Abbruch festhalten. Vielleicht mag der Schluß noch mal das Buch aufwerten, aber bis über die Hälfte konnte mich das Buch einfach nicht packen.
Coverbild
Großformatige Gesichter auf Covern finde ich immer sehr schwer. Auch hier finde ich das Gesicht zu harmlos, im Gegensatz zu dem, wie die Protagonistin Snow im Buch rüberkommt. Hier wird ein stupsnäsiges, liebevolles Mädchen dargestellt, das ich überhaupt nicht mit Snow und der Geschichte in Verbindung bringen kann. Trotzdem ist die Umsetzung des Covers wirklich gelungen. Die überlagerten Eismuster fügen sich schön ein, der Titel mit der Serife-Schrift mit dem ornamtental geschmückten "O“ platziert sich mit dem Untertitel passend auch im unteren Mittel. Das Cover gefällt mir trotz Gesicht sehr gut.
Handlung
Snow wächst seit ihrer frühen Kindheit in einer Irrenanstalt auf und baut zu ihrem Leidensgenossen Bale eine sehr innige Beziehung auf. Doch plötzlich wird Bale durch ein magisches Ereignis entführt und Snow macht sich mit Hilfe von Jagger, der sie bereits in ihren Träumen und Halluzinationen heimgesucht hat, auf den Weg in die Welt von Algid. Dort erfährt sie, dass sie die lang verschollene Schneeprinzessin ist und ihr leiblicher Vater das Land in Angst und Eisschrecken hält. Doch Snows sehnlichster Wunsch ist nur die Rettung von ihrem Geliebten Bale und macht sich ohne Rücksicht auf Verluste auf die Suche nach ihm.
Buchlayout / eBook
Das eBook ist einfach aber schön umgesetzt. Jedes Kapitel wird mit einer filigranen Illustration geschmückt. Die insgesamt 44 Kapitel teilen die 400 Seiten in angenehm kurze Abschnitte, die den Lesefluss nicht beeinflussen.
Idee / Plot
Im Grunde ist es wie das Märchen „Die Schneekönigin“. Dass es eine Adaption davon sein soll, habe ich erst aus den Rezensionen meiner Bloggerkolleg*Innen erfahren. Ein Mädchen von der Mutter abgestoßen, macht sie sich auf die Suche nach ihrer wahren Liebe im Eisland. Doch sie ist die Prophezeite, die als einzige die Macht besitzt den tyrannischen Vater aufhalten und die Wende in das unterdrückte Land bringen kann. Dafür müsste sich aber die Prinzessin gegen ihre Liebe und für ihr Volk entscheiden.
Märchenadaptionen finde ich immer etwas kritisch, denn die Erwartungen können dabei schnell enttäuscht werden. Da ich aber vorher nichts von der Adaption wusste, bin ich das Buch ohne große Erwartungen angegangen.
Emotionen / Protagonisten
Ich liebe das (echte) Märchen „Die Schneekönigin“, aber was soll das denn? Sowas von emotionslos, arrogant und überheblich habe ich kaum eine Protagonisten erlebt. Ich habe überhaupt keine Beziehung zu Snow aufbauen können, ihre ganzen Entscheidungen habe ich Null nachvollziehen können. Ihr ist alles um sich herum schnurzpirpegal, ihre Umgebung interessiert sie nicht. Wie ferngesteuert taumelt sie nur ihrem Bale hinterher und nimmt dabei in Kauf, dass sie sich, ihre Umgebung und das dort lebende Volk nur noch mehr in Lebensgefahr bringt. Sorry, das kann ich einfach nicht verstehen. Sie ist regelrecht anstrengend. Auch sind da einfach zu starke Parallelen zur Eliza aus Disneys Eiskönigin, deren Bild ich beim Lesen nicht mehr aus dem Kopf bekommen habe.
Auch zu den anderen Figuren konnte ich kaum eine Beziehung aufbauen. Bale wird nur angerissen, Jagger und Kai sind ebenfalls ohne Tiefe und nicht greifbar. Gerde ist die einzige, die ein wenig Format bekommt, was aber leider ganz schnell wieder vorbei ist.
Und dann ist das auch noch eine Vierecksbeziehung! Denn Snow hat nicht nur ihr Herz an Bale verloren, sondern bekommt auch plötzlich Gefühle für Jagger und Kai. Wobei ich diese Entwicklung gar nicht nachvollziehen kann. Da kommt bei mir einfach nichts an.
Handlungsaufbau / Spannungsbogen
Der Anfang war sowas von komisch und ich bin total schlecht reingekommen. Verwirrend und holprig. Das hat sich aber dann die ganzen 60 % irgendwie durchgezogen. Manchmal wurde es etwas besser, aber gerade um die Mitte herum wird es dann extrem sprunghaft. Und trotzdem zieht sich die Handlung enorm und kann kaum Spannung aufbauen, obwohl ja doch irgendwie ständig was passiert. Durch das Sprunghafte hat man kaum die Möglichkeit sich da mitreißen zu lassen, denn plötzlich ist alles wieder vorbei.
Szenerie / Setting
Von der Umgebung bekomme ich kaum mit, außer dass die Bäume blau und rosa sind. Gerade diese Schneelandschaft hätte viel Potenzial gehabt eine zauberhafte Welt entstehen zu lassen. Aber so arrogant, wie Snow durch die Gegen wandelt, so nebensächlich wird auch die Umgebung beschrieben. Leider.
Sprache / Schreibstil
Gerade nach dem Genuß von Fabiola Nonns „Calypso“ - welches ich sprachlich absolut top fand - ist dieser Sprachstil hier eine wahre Katastrophe. Ich habe auch stark im Verdacht, dass die Übersetzung hier eventuell mit Schuld sein könnte. Es gibt viel wörtliche Rede und kaum Metaphern. Auch hier folgt die Sprache der sprunghaften Handlung: hackelig, kurze Sätze und sprunghaft. Sprachlich hat es mir überhaupt nicht gefallen.
FAZIT
Die ganze Geschichte lässt mich kalt und konnte mich nach 60 % immer noch nicht packen. Sprunghaft und arrogant, ohne wirkliche Tiefe. Ich komme mit dem Buch einfach nicht klar und breche es schließlich ab. Deswegen kann ich leider nur 1 Stern vergeben.
Die Autorin Laura Newman war mir noch nicht bekannt. Aber ihr Buch "This New World" ging vor einiger Zeit in den sozialen Kanälen der Buchblogger um. Viele begeisterte Stimmen haben mich darauf aufmerksam gemacht, und so habe ich es kurzerhand mit in meinen Urlaub genommen. Dieses Buch wird bestimmt nicht das einzige von dieser Autorin bleiben.
Coverbild
Ehrlich gesagt, hat mich in den sozialen Kanälen vor allem das Cover neugierig gemacht. Ich finde es unheimlich gelungen. Man spürt förmlich die Kraft, die hinter diesem Faustschlag steckt. Die Schrift ist perfekt in das Composing gesetzt und harmonisiert gekonnt mit den Rauchkringeln. Erst jetzt für die Rezension habe ich festgestellt, dass Laura Newman das Cover selber entworfen und umgesetzt hat. Das Cover begeistert mich total und hat mich auch auf die Designerin Laura Newman aufmerksam gemacht. Ihre Homepage ist für jeden Grafikbegeisterten ein absolut lohnenswerter Besuch.
Handlung
Die beliebte Cheerleaderin Zoe Travis ist in der Highschool mit dem begehrtesten Jungen und Footballspieler Coben MacAllister liiert, und sie sind das it-Pärchen an der gesamten Schule, welches auch schon für den Abschlussball als Ballkönig und Ballkönigin gesetzt ist. Gemeinsam mit der Clique wird über die Aussenseiter, so wie zum Beispiel über den merkwürdigen Josh Tisson, hergezogen und gelästert. Doch im letzten Highschool-Jahr passieren plötzlich merkwürdige Dinge. Nicht nur, dass Zoe sich immer weiter von der überheblichen Denkweise ihrer Freunde distanziert und merkt, dass Josh gar nicht so komisch ist, verhalten sich auf einmal die Nachbarn immer seltsamer. In den Nachrichten tauchen vermehrt Meldungen über phänomenale Begabungen und Anomalien von Menschen auf der ganzen Welt auf. Irgendwas geht vor sich, unerklärliches und macht aber vor Keinem halt, nicht einmal vor Zoes Familie. Die Welt verändert sich und gerät aus ihren Fugen. Bald wird klar, dass ein Meteorit auf die Erde eingeschlagen ist und die Menschen beeinflusst, sie mit Begabungen ("Skills") vergiftet.
Buchlayout / eBook
Hier merkt man auch wieder, dass das Buch von einer Grafikerin umgesetzt wurde. Jedes Kapitel wird mit einer wunderschönen und individuellen Zeichnung eingeführt, die sich an dem Stil der Rauchkringel vom Cover orientiert. Die 28 Kapitel selber sind in teilen das Buch mit seiner Seitenzahl von nicht ganz 400 Seiten in angenehme Leseabschnitte.
Idee / Plot
Anfangs ein typisches Highschool-Szenario, entwickelt sich diese Geschichte doch in eine andere Richtung. Hier geht es vor allem um das "Anderssein" und auch das Akzeptieren von Menschen, die sich nicht dem Mainstream anpassen wollen oder können. Was ist, wenn plötzlich alle in Deiner Nachbarschaft verrückt spielen und Dinge tun und können, die eigentlich nicht normal sind? Die Gesellschaft muss und wird sich auch daran gewöhnen. Und was erst mal gemobbt und abfällig behandelt wird, ist plötzlich total cool.
Zunächst ist Josh der Außenseiter, weil er sich anders verhält als die angesehene Football-Clique. Plötzlich dreht sich aber der Spieß. Wird über die ersten Leute mit ungewöhnlichen Skills noch argwöhnisch hinter vorgehaltener Hand gelästert, spielen dann alle verrückt und das Besitzen von Skills wird als völlig gesellschaftskonform angesehen. Aber Josh ist wieder der Aussenseiter, weil er der Einzige ist, der keinen Skill erhalten hat. Ich finde, dass die Autorin hier ein hochbrisantes und gesellschaftskritisches Thema in einen sehr gelungenen Jugendroman gepackt hat.
"»Ich dachte, wenn sich die Lage weiter zuspitzt, dann könnten irgendwann gewisse Regeln außer Kraft gesetzt werden. Es wäre schließlich nicht das erste Mal in der Geschichte der Menschheit, dass sich eine überlegene Gruppe das Recht herausnimmt, andere, in ihren Augen vielleicht weniger wertvolle Menschen, zu richten.«"
Laura Newman "This New World", Pos. 3109 (eBook kindle Edition, © 2017 Laura Newman)
Emotionen / Protagonisten
Sehr gut gefallen hat mir die Entwicklung der Protagonistin. Anfangs gefällt sie sich noch in der Rolle als it-girl. Wird aber zunehmends nachdenklicher und begreift, dass man Menschen nicht nach Äußerlichkeiten verurteilen sollte. Sie beginnt sich von ihren Freunden zu distanzieren und fängt an sich für das Leben und den Menschen hinter der Fassade zu interessieren. Sie ist reflektiert und macht selber eine innere Wandlung durch - abgesehen von ihrem Skill.
Coben ist mir von Anfang an unsympathisch. Genauso wie Zoes beste Freundin Dilan. Beide sehr auf Äußerlichkeiten bedacht, dulden sie in ihrer Gegenwart kein Anderssein. Alles muss nach ihrer Nase laufen. Sie sind affektiert und oberflächlich und beginnen im Laufe der Geschichte eine Richtung einzuschlagen, die Zoe zu Recht infrage stellt.
Josh hingegen ist in den Augen der Clique ein durchgeknallter Typ und wird deswegen ziemlich verächtlich behandelt. Er lässt sich davon aber nicht beirren, lebt aber sehr zurückgezogen. Er betrachtet und empfindet seine Umgebung mit offenen und interessierten Augen. Seine Eltern hat er verloren und versucht sein Leben mit einem kreativen aber ganz persönlichen Kunstwerk zu verarbeiten. Das macht ihn mir von Anfang an sehr authentisch und liebenswert und diese Linie behält er auch die ganze Zeit bei.
"Wie erträgt man es, in der Schule von allen geärgert und missachtet zu werden, wenn man so einen Hintergrund hat? Wie konnte Josh so »gut« bleiben? So frei von Verbitterung und Hass?"
Laura Newman "This New World", Pos. 3145 (eBook kindle Edition, © 2017 Laura Newman)
Handlungsaufbau / Spannungsbogen
Der Spannungsbogen wird stetig aufgebaut, gipfelt in spannenden Szenen und endet noch mal sehr dramatisch. Zwischenzeitlich gibt es einen Zeitsprung von 7 Monaten, der etwas schade ist. Aber der Autorin ging es wahrscheinlich eher um die Fortschreitung der Vergiftung und die Tatsache, wie die Menschheit sich mit den dystopischen Umständen arrangieren muss. Manchmal hatte man aber das Gefühl, dass sie in ihrer Erzählung weiterkommen wollte und dafür den Verlauf etwas gerafft hat. Trotzdem gibt es viele berührende Momente, in denen ich Zoe und Josh sehr gut mitfühlen konnte. Die eigentliche Bedrohung ist nicht bekämpft, aber die Handlung ist in diesem Buch für mich soweit abgeschlossen. Da dieses Buch auch der Auftakt einer Reihe sein soll, finde ich das ganz passend und stört mich nicht.
Szenerie / Setting
Ein bisschen schade finde ich es, dass es sich um ein typischen Highschool-Setting handelt, welches man in diesem Genre ja leider schon viel zu oft zu lesen bekommt. Andersrum ist es ein Jugendbuch und Jugendliche müssen nun mal zur Schule. Und gerade dort ist Mobbing ein sehr ernst zu nehmendes gesellschaftliches Thema. Wahrscheinlich hätte die Geschichte anders nicht funktioniert.
Sprache / Schreibstil
Laura Newman hat für mich einen tollen und eingängigen Sprachstil. Mir hat er gut gefallen und ich konnte das Buch flüssig lesen und mir alles auch schön bildlich vorstellen, ohne mir meine eigene Phanatasie zu nehmen. Sie beschreibt die Umgebung liebevoll, und ich kann mich ebenfalls mit Zoe und Josh für die angehaltene Welt begeistern. Die Ich-Perspektive im Präsens ist für mich gut umgesetzt und passt sehr gut zum Szenario. Vor allem in den sehr dystopisch-dramatischen Stellen kommt das sehr gut zur Geltung.
FAZIT
Eine sehr gute Mischung aus krasser dystopischer Vision und gefühlsvoller Liebesgeschichte. Erfrischende Sprache und überzeugende Protagonisten. Auf das Folgeband freue ich mich schon.
Da ich die ganze FederLeicht Saga überaus liebe und die Entwicklung unglaublich toll finde, war es für mich eine große Besonderheit, dieses Buch schon vorab als Testbuch lesen zu dürfen. Ich bedanke mich bei Marah Woolf sehr für diese außerordentliche Gelegenheit! Und vor allem danke ich auch den Mädels, wie immer ist eine Leserunde mit Euch einfach der Hammer! Dennoch möchte ich betonen, dass ich versuche dieses Buch ganz objektiv zu bewerten - obwohl ich gestehen muss, dass es mir schwer fallen wird, hier nicht ein bisschen voreingenommen zu sein.
Coverbild
Wie alle bisherigen Bände reiht sich auch dieses Cover nahtlos in die Saga ein. Diesmal ist es in Rot-Orange gehalten und der Ring in der Mitte hervorgehoben. Wie gewohnt sind die Arbeiten von Carolin Liepins grafisch hervorragend ausgearbeitet und gefallen mir persönlich immer sehr gut.
Handlung
Nachdem nun Eliza und ihre Freunde Cassian, Sky und Frazer aus der magischen Welt verbannt wurden, finden sie sich in Sterling kurz nach dem Samhainfest wieder. Eliza trägt immer noch die Bürde des Siegels, welches sie vor Damian verstecken muss. Nun muss ein anderer Weg gefunden werden, die Magische Welt vor der Machtgier des Damian de Winter zu retten. Da ihre Freunde schon viel Leid erfahren haben und die Ereignisse erst mal verarbeiten müssen, möchte Eliza sie mit ihren Problemen nicht mehr belasten. Sie ist auf sich alleine gestellt, bekommt aber Hilfe von unerwarteter Seite. Wäre da nicht der bockige Elf Cassian, der sich nun endlich zu ihr bekennt aber Eliza immer noch beschützen will und am liebsten abhauen würde. Als hätte Eliza nicht schon genug belastende Verantwortung, sieht sie sich auch noch einem gewaschenen Beziehungskonflikt gegenüber.
Buchlayout / eBook
Die ca. 290 Seiten sind durch die 16 Kapitel in angenehme Längen eingeteilt. Jedes Kapitel wird mit einer sich abwechselnden hübschen und filigranen Ornament-Zeichnung und der Kapitelnummer eingeleitet.
Idee / Plot
Was passiert nun mit Eliza und ihren Freunden in der Verbannung? Wie geht es ihnen, nachdem Sie Victor verloren haben, der sie zwar in allen Belangen getäuscht und betrogen hat, aber trotzdem ein Freund für sie war? Und wie ergeht es einem Elfen, der seiner Welt beraubt wurde? Der Weg in die magische Welt ist ihnen verwehrt, der heilige Baum friert ein und stirbt, und Damian de Winter greift immer mehr nach der Macht. Wie soll nun Eliza die Siegel zerstören?
In diesem Band geht es nicht so sehr um „action“, sondern vielmehr um das Verarbeiten der Geschehnisse und der Suche nach einem neuen Weg, die Siegel zu zerstören. Es geht auch um die Klärung von Beziehungen und wie es Personen ergeht, die entweder ihre Heimat oder einen lieb gewonnen Mitmenschen verloren haben. Auch dieses Band ist mal wieder ganz anders, als man es nach dem Band V erwarten würde. Das ist auch das, was mich an dieser Saga immer so sehr begeistert. Kein Buch ist nach Schema F, sondern jedes für sich einzigartig und was besonderes. Dieses hier ist etwas sanfter, nicht so aufregend und geheimnisvoll aber dennoch voller Wendungen und geballter Ladung unerwarteter Gefühle und Entscheidungen.
Emotionen / Protagonisten
Endlich können Cassian und Eliza sich zu ihrer Liebe bekennen und sich ihr hingeben. Aber Cassian würde seinem Ruf als bockigster Elf nicht gerecht werden, wenn er nicht versuchen würde Eliza zu bevormunden. Aber hier bleibt Eliza stark und erkennt, dass es um das Große und Ganze geht, und kann nicht nach Cassians Willen handeln. Denn Sie muss die magische Welt retten, damit ihre Beziehung überhaupt eine Zukunft hat. Sie erkennt, dass sie beide ein Kommunikationsproblem haben, aber sie weiß, was sie wirklich tun muss. Und wenn das auch bedeutet, Cassian zurückzuweisen. Mir gefällt es ausgesprochen gut, dass in dieser Beziehung nun, obwohl sie endlich zueinander gefunden haben, nicht gleich alles Friede Freude Eierkuchen ist - und sie gemeinsam gestärkt gegen das Böse ankämpfen - wie man es nun erwarten würde. Nein, denn jede Beziehung, so sehr man sich auch liebt, ist trotzdem immer ein zerbrechliches Konstrukt, welche gepflegt und immer neu ausgewertet werden muss. Das kommt hier großartig raus und ich finde, hier hat Marah Woolf wirklich Fingerspitzengefühl bewiesen.
Cassian ist verbohrt und bockig wie eh und jeh. Ein bisschen zu viel finde ich und auf eine andere Art und Weise, als in den ersten 5 Bänden. Aber was soll man machen, wenn man seiner magischen Heimat beraubt wird? Und die Liebe des Lebens lieber die Welt retten möchte, als sich mit ihm in einen Kokon zu verkriechen? Ja, am Schluss hätte mir Cassian doch etwas mehr „Weitsicht" haben können.
Sky und Frazer sind von den Erlebnissen auf Avallach und im Haus der Wünsche so sehr in Mitleidenschaft gezogen, dass sie sich zurückziehen. Sky muss den Verlust von Viktor verarbeiten, was ihr sichtlich schwer fällt. Und Frazer kümmert sich zwar sehr fürsorglich um sie, kommt aber in so eine Art Co-Abhängigkeit.
Viel Raum erhält anfänglich auch die Beziehung zwischen Fynn und Grace, die ja im Haus der Wünsche ums Leben gekommen ist und am Ende des Band V wieder auftaucht. Die „Beziehung“, wenn man es denn so nennen möchte, zwischen den beiden ist enorm gestört, denn Fynn ist tierisch sauer auf Grace, weil sie ihm angeblich fremd gegangen sei, und verhält sich teilweise richtig fies zu ihr. Grace selber macht aber im Laufe des Buches eine tolle Wendung mit, obwohl ich an ihrer Stelle wohl nicht so lange ausgehalten hätte.
Handlungsaufbau / Spannungsbogen
Nach dem sehr aufregenden Band V wirkt dieser viel ruhiger und will gar nicht so sehr „noch mehr drauflegen“, sondern hier geht es wirklich mehr um das Zwischenmenschliche (Zwischenelfliche?). Der Spannungsbogen wird demnach auch sehr sanft aufgebaut, am Anfang ist die Handlung vielleicht etwas schleppend. Trotzdem nimmt die Spannung immer mehr zu, es kommt zwar auch zu aufregenden Kampfszenen, die hier aber nicht so im Vordergrund stehen. Ich bin vielmehr von den vielen feinen und gefühlvollen Momenten sehr begeistert. Einige kleinere und eine sehr unerwartete Wendung lassen alle bisherigen Bände in einem ganz anderen Licht erscheinen, was für mich im Nachhinein absolut stimmig ist. Das Buch endet auch wieder in einem großartig aufregenden Finale, auf das Eliza und ihre Verbündeten hingearbeitet haben - und das zwar ein irgendwie erwartetes Ende nimmt - uns aber dennoch mit einem fiesen Cliffhanger zurück lässt.
Und dennoch ist das Zeitparadoxon und Graces Rückkehr immer noch schwer zu verstehen, obwohl sich Marah wirklich darum bemüht das dem Leser verständlich zu machen. Man muss es einfach akzeptieren, dass es funktioniert. Macht man sich viel zu viele Gedanken über den „Realismus", zerstört man sich einfach die Magie dieses großartigen Buches. Es ist eine Fantasy-Story, und da funktioniert sowas eben. Wir haben in unserer Testeleser-Gruppe lange darüber diskutiert. Das Problem liegt einfach darin, dass die bisherigen 5 Bücher nach und nach entstanden sind. Marah hat so eine unglaubliche Fantasie und sprüht nur so vor Ideen. Dass sich dann mal ein paar Kleinigkeiten im Laufe der Bücher im Wege stehen können, bleibt wohl nicht aus.
Szenerie / Setting
Da wir uns vorrangig in bekannten Umgebungen befinden, braucht die Autorin hier nicht in ausführliche Beschreibungen ausschweifen. Dennoch schafft Sie es immer wieder die Umgebung und Stimmung bildhaft und greifbar zu beschreiben.
Sprache / Schreibstil
Was soll ich zu Marahs Sprachstil noch sagen. Ich kann mich da einfach nur wiederholen, sie schreibt so flüssig und eingängig. Die Ich-Perspektive in Präteritum kommt ohne große Kapriolen oder komplizierte Beschreibungen aus, was für manche zwar nicht außergewöhnlich erscheinen mag, ich aber sehr angenehm zum Lesen empfinde. Ich fliege durch die Seiten und kann mich in die Protagonistin Eliza unheimlich gut einfühlen. Vor allem aber die Gefühle bringt mir Marah unglaublich ausdrucksvoll nahe, dass ich oft intensiv mitgefühlt und auch geweint habe. Teilweise hat es ich sehr ergriffen.
FAZIT
Wieder ein Buch von Marah Woolf, das mich total überrascht hat. Das Band voller Offenbarungen und Wendungen, Gefühl und Entscheidungen. Die perfekte Vorbereitung auf das große Finalband VII. Ich bin begeistert und mächtig gespannt!