TheUjulala

Eindrucksvolle und bewegende Geschichte über Mobbing und Freundschaften

Flo oder der Tag, an dem die Maus verrutschte - Anna Pfeffer
Dieses Büchlein habe ich noch auf der Leipziger Buchmesse erworben und meine Tochter hat es mit großer Begeisterung gelesen. Seit dem legt sie mir das immer aufs Nachtkästchen und nun endlich habe ich es gelesen. Da ich von Anna Pfeffer (alias Rose Snow oder besser gesagt Ulli und Carmen) ja schon einige Bücher kenne war ich sehr neugierig auf diesen Titel.
 
Coverbild
Natürlich geht es nicht um eine echte Maus, die verrutscht. Aber das kleine putzige Tierchen auf dem Cover weckt mein Tierliebe. Es erscheint nicht in dem für Anna Pfeffer typischen „überladenen“ Wimmelbild wie die anderen Werken. Es ist wesentlich schlichter, die Schrift über das gesamte Bild verteilt und schließt mit der Maus ab. Das Cover gefällt mir sehr gut.
 
Handlung
Die sehr unselbstsichere und schüchterne Flo leidet an der Flolitis. Immer wenn sie etwas vortragen muss, oder in Disputen schlagfertig sein sollte, läuft sie nur knallrot an und es verschlägt ihr die Sprache. Natürlich auch immer dann, wenn es um das Thema Jungs geht. Als sie mitbekommt, dass ihre beste Freundin Anouk anscheinend mit ihrem Schwarm Ben geknutscht haben soll, beginnt sich Flo mit Julia darüber ziemlich aufzuregen. Gemeinsam verfassen sie einen Kummerbrief, in dem sie sich mal richtig über Anouk auslassen. Es war gar nicht geplant, diese Mail abzuschicken, doch aus einem großen Missgeschick wird die Mail veröffentlicht, und plötzlich wenden sich alle ihre Klassenkameraden und Freund gegen Flo. Sie ist dem Haß und dem Spot der Schule ausgesetzt. 
 
Buchlayout / Haptik
Das mit etwas über 250 Seiten kleinformatige Buch ist in angenehme Kapitellängen aufgeteilt. Jedes Kapitel ziert die gleiche Illustration und die Kapitelnummer. Insgesamt ist es ein einfaches Buch, das Papier aus groben Umweltpapier, ohne weiteren besonderen Merkmalen.
 
Idee / Plot
Wie schnell kann es gehen, dass sich Missverständnisse aufbauen, dass man in den Fokus der Mitmenschen gerät und man sich für seine Handlungen, egal ob gewollt oder ungewollt, verantwortlich zeigen muss. Wie schnell können Freundschaften zu Feindschaften werden und wie schnell mobbt man seine Mitmenschen oder wird man zum selber zum Mobbingopfer. Ganz anschaulich haben das Autorinnenduo dieses Thema in dieser Geschichte gepackt. Wann beginnt ein harmloses Lästern zu einem denunzierendem Cybermobbing zu werden? Auch bei uns gab es damals Mobbing, Keilereien, Freundschaften und Feindschaften. Wir kennen das alle, nur das heutige Ausmaß ist uns Eltern vielleicht nicht so bewußt, alleine durch die herabgesenkte Hemmschwelle durch den Filter Internet. Für mich ein ganz wichtiges Buch für die Jugendlichen, die gerade im Zeitalter der modernen Technik mit WhatsApp und Facebook ganz schnell die Grenzen überschreiten.
 
Emotionen / Protagonisten
Die Schülerin Flo ist sehr schüchtern, möchte aber zu gerne aus sich herausgehen. Aber das kann sie nicht. Sie himmelt den Schulschwarm Ben an, ist aber nicht fähig ihn anzusprechen. Flo ist etwas älter als meine Tochter, aber ich erinnere mich noch sehr gut an meine eigene Jugend. Und ich kann mich sehr gut in Flo hineinversetzen. Wir kennen das ja auch aus unserer eigenen Vergangenheit. Sie tut mir unheimlich leid, als sie in den Fokus gerät und wünschte, sie würde mehr aus sich heraus können. Sie stellt sich tapfer ihrem Schicksal, denn was anderes bleibt ihr nicht übrig.
 
Anouk ist ebenfalls Opfer der Angriffe, und teilt deswegen auch wieder aus. Im Grunde kann man es irgendwie verstehen, obwohl man als vernünftiger Mensch natürlich weiß, dass das nicht in Ordnung ist. Aber als junger Mensch handelt man doch oft sehr impulsiv. Wohingegen ich Julia absolut nicht verstehen kann. Ihr Verhalten ist sehr grenzwertig, und ich weiß nicht, ob ich an Flos Stelle die Entschuldigung so angenommen hätte.
 
Handlungsaufbau / Spannungsbogen
Dieses Buch benötigt keinen überdimensionalen Spannungsbogen. Die Handlung baut sich immer mehr über die Verstrickungen auf. Nach dem Streit mit Anouk und dem Kummerbrief geht für Flo das Leben auf der Schule immer mehr bergab und wird zu einer emotionalen Talfahrt für sie. Trotzdem wird der Leser direkt in den Verlauf eingesogen und leidet auch mit Flo mit. Und wünscht sich, dass Flo aus der Mobbingopferrolle irgendwie hinauskommt. Doch die Schüler, und vor allem Jesse, sind gnadenlos. Doch am Ende klären sich Missverständnisse auf und die Freundinnen bekommen endlich ihre Chance sich auszusprechen. Eine ganz wichtige Message, die dieses Buch transportieren möchte: Redet miteinander!
 
Szenerie / Setting
Natürlich muss so eine Geschichte in der Schule spielen da es sich hier um 14, 15 jährige Teenager handelt. Mobbing findet nur im sozialen Umfeld statt, deswegen ist das Setting der Schule exakt der richtige Ort. Die Autorinnen schaffen es aber, uns keinen langweiligen Schulalltag zu präsentieren sondern können uns die Umgebung bildhaft näher bringen.
 
Sprache / Schreibstil
Wie von den Autorinnen gewohnt ist der Sprachstil knackig und dem Alter angemessen. Was ich leider nicht ganz nachvollziehen kann sind die wahnsinnig vielen Klammersätze. Meiner Meinung hätten die nicht sein müssen. Ich habe auch meine Tochter gefragt, und ihr ist es ebenfalls aufgefallen.
 
FAZIT
Ein sehr interessantes und wichtiges Thema für Teenager in einer eindrücklichen Geschichte dargestellt. Dieses Buch sollte man tatsächlich im Unterricht lesen!